Unterwegs an der Costa dei Gelsomini

Kalabrien – die Spitze des italienischen „Stiefels“

Die Costa dei Gelsomini erstreckt sich zwischen Stilo und Gerace. Kurvige Straßen verbinden die im Gebirge thronenden alten, malerischen Dörfer und die Badeorte direkt am Meer. Von Stilo hat man eine wunderbare Aussicht auf eine weite Ebene und das Ionische Meer. Das in der Sonne glitzernde Meer mit all seinen Blautönen kann man auch von der Cattolica aus bewundern, einem jahrtausendealten, aus Tonziegeln erbauten byzantinischen Tempel mit fünf Kuppeln. Atemberaubende Ausblicke bieten sich auch von der Ruine des alten Normannenschlosses, das wie ein Adlerhorst auf dem Monte Consolino thront. Von Stilo führt eine sehr steile, kurvige Straße direkt hinunter nach Monasterace Marina. Seit über 2400 Jahren trotzt hier die dorische Tempelruine des antiken Kaulon der Kraft der Wellen.

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Im Frühling verwandeln die Blumen und Bäume, die sich zwischen Säulen und Grundmauern ihren Platz zurück erobert haben, die Anlage in ein Blütenmeer. Direkt gegenüber zeigt das archäologische Museum die bunten Mosaiken des Drachens aus dem 3. Jh. v.Chr., die ältesten Kunstwerke dieser Art in Kalabrien. Von Monasterace aus, weiter auf der Straße SS 106 in Richtung Süden, erreicht man den kleine Ort Riace. Hier fand 1972 ein Amateurtaucher nicht einmal 300 m von der Küste entfernt zwei perfekt erhaltene griechische Bronzestatuen aus dem 5. Jh. v. Chr. Nach ihrer aufwendigen Restaurierung kann man diese bei den Statuen im Archäologischen Museum in Reggio Calabria bewundern.

Das alte Riace liegt einige Kilometer weiter im Landesinneren. Hier kann man am 24. und 25. September eines der urtümlichsten Feste Süditaliens erleben. Zu Ehren der beiden Heiligen Cosma und Damiano wird mit Prozessionen, Gesang und Tanz gefeiert. Wieder auf der SS 106 kommt man nach wenigen Kilometern nach Caulonia Marina und, weiter auf einer kurvigen Strecke, in das alte Dorf Caulonia, erbaut auf dem Plateau eines Hügels 300 m über dem Meeresspiegel. Enge Sträßchen und kleine Plätze bestimmen das Dorfbild. Der Marktplatz „Mese“ ist umgeben von antiken Adelspalästen und der Hauptkirche Matrice. Zahlreiche weitere Gotteshäuser zeugen von der Religiosität der Einwohner.

costa-dei-gelsomini-2016-2Von Caulonia aus führt eine 8 km lange, verschlungene Straße durch die herbe Landschaft zur kleinen Einsiedelei der heiligen Maria von Crocchi. Eine kleine Gemeinschaft von Ordensschwestern widmet sich hier der Herstellung von handbemalten Ikonen nach einer alten byzantinischen Technik. Von Caulonia erreicht man außerdem den Ort San Nicola und das einsam in einer unberührten Landschaft gelegene Kloster des heiligen Ilarione, in dem heute ein französischer Einsiedler lebt. Die Kirche kann jederzeit besichtigt werden.

Wieder auf der SS 106 gelangt man nach Rocella Ionica, einem kleinen Städtchen, das von den Ruinen des normannischen Schlosses der Carafa beherrscht wird. Wenn man weiterfährt, erreicht man Marina di Gioisa Ionica mit dem griechischrömischen Theater und dem aragonesischen Turm der Cavallaro, der einst zum militärischen Schutzsystem gegen die sarazenischen Angriffe gehörte. Außerhalb des Ortes findet man die Überreste einer Zisterne einer Villa, die im 2. Jh. n. Chr. erbaut wurde. Nach dem man auf der SS 106 Siderno passiert hat, erreicht man Locri. Etwa 3 km südlich des modernen Locri liegen die Ausgrabungen von Lokroi Epizephyrioi aus der Zeit um 700 v. Chr. Ein Museum bildet den Eingang in den archäologischen Bereich. Die umfangreiche Sammlung des Museo Nationale Archeologico gibt einen Einblick in den Alltag und die Kultur der antiken Stadt.

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Eine schöne Aussicht über das Meer genießt man vom antiken Theater am Hang, das man über eine kleine Straße erreicht. Die Bedrohung durch Piraten und die Malaria veranlassten die Bewohner von Lokroi Epizephyrioi gegen Ende des 8. Jh., die Stadt hinter sich zu lassen und sich einen sicheren Ort im Landesinneren zu suchen – der Ursprung des heutigen Gerace. Die mittelalterliche Stadt erhebt sich auf einem Felsmassiv. Das Stadtbild wird von der im Jahre 1045 geweihten Kathedrale beherrscht, dem größten Sakralbau Kalabriens. Aus der Blütezeit der Stadt unter normannischer Herrschaft stammen die alten Adelspaläste und Marktplätze. Da Gerace keine baulichen Modernisierungen erfuhr, kann man heute durch eine der schönsten Altstädte Süditaliens spazieren.

Sehenswert sind auch die drei Kirchen rund um den „Largo delle Tre Chiese“ mit ihrer prachtvollen Innenausstattung. Eine Besonderheit in der Stadt sind die mysteriösen, in den Stein gemeißelten Höhlen, in denen einst Hexen gelebt haben sollen. Etwas außer halb von Gerace kann man im Kloster von Monserrato die kunstvollen Ikonen bewundern, die hier von einer Einsiedlerin gemalt werden. Ein idealer Ausgangspunkt für Entdeckungstouren entlang der Costa dei Gelsomini ist Villaggio Camping Calypso, das ca. 1 km entfernt von Caulonia Marina direkt am Meer im Schatten von Eukalyptusbäumen liegt. Neben Stellplätzen für Zelte, Wohnwagen und Reisemobile – alle mit Strom- und meist auch mit Wasseranschluss – werden auch komfortable Bungalows für bis zu sechs Personen vermietet. Selbst verständlich sind gut ausgestattete Sanitäranlagen vorhanden. Abwechslung bieten das Animationsprogramm für Kinder und Erwachsene, ein Kinderspielplatz sowie Beachvolleyball und Tischtennis. Für das leibliche Wohl der Urlauber sorgen ein Restaurant mit Pizzeria und die Strand bar.

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